Am alten Bach 19 – 29
Auf dem Gelände der heutigen Wohnanlage Am alten Bach 19 – 29, im alten Ortskern von Oberstedten, stand einst die Spelzmühle. Es sind von ihr keine sichtbaren Relikte vorhanden. Ihre Lage ist nur noch auf älteren Karten zu erkennen, z.B. im Schatzungsbuch von Oberstedten von 1766. Die Nachbarmühlen sind (oberhalb) die Neumann’s Mühle und (unterhalb) die Mühle im Gericht. Der Name der Mühle geht eventuell auf eine Getreideart zurück, was aber nicht sicher belegt ist. Die Anfänge der Mühle liegen im Dunkeln. In ersten schriftlichen Erwähnungen heißt es, dass es „ohnweit Oberstedten“ eine „Haber-Meel-Mühle“ gab. Nach dem Zerfall der Mühle findet nur noch der wertvolle Mühlplatz direkt am Mühlgraben des Dornbachs Erwähnung, mit unterschiedlichen Eigentümern, u.a. der Baronin von Creutz, die zeitweise noch andere Mühlen am Platzenberg besaß.
Hier die weitere Geschichte der Mühle:
1735
Johann Peter Hayn meldet, dass er eine Mahlmühle von der Baronin erworben und als Erbleihmüller „vollkommen zum Stande gebracht“ hat. Im Verfahren um die von ihm beantragte Erteilung eines Erbleihbriefes kommt es wegen eines Wegerechts für den „Eselspfad“ zum Streit mit den Voreigentümern (Nagel).
1744
Johann Peter Hayn verkauft die Mühle an seinen Schwiegersohn Philipp Hühn. Er wird als Erbleihmüller belehnt.
1754
Georg Christian Zinß erwirbt die Mühle. Ihm folgt Conrad Fischer.
1777
Auf C. Fischers folgt dessen Sohn Ludwig Fischer, ab 1803 dessen Witwe.
Sie gerät nach einigen Jahren in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
1823
Es werden Erbleihbriefe für die Kinder des Ludwig Fischer erteilt.
1834
Ein Inhaber eines Erbleihbriefes, Christoph Fischer, verkauft die Mühle an seinen minderjährigen aber vermögenden Vetter Georg Kofler.
1854
Georg Kofler pocht wegen dringender Reparaturen auf alte Erbleihrechte.
Er erhält von der Herrschaft 10 Ruthen Steine und 200 Kubikfuß Holz.
1877
Johann Georg Kofler löst die Erbpacht ab. Ihm folgt Georg Friedrich Kofler.
1903
Die Mühle geht in das uneingeschränkte Privateigentum von Georg Wilhelm Kofler über. Die Familie mahlt dort Mehl bis 1925.
1925
Es wird nur noch Roggen geschrotet, zuletzt mit Hilfe eines Elektromotors und nur noch für den Eigenbedarf.
1953
Das Mühlrad wird unbrauchbar.
1983
Die Mühle wird abgerissen. Es entsteht die heutige Wohnanlage. Die Familie Kofler baut einen Aussiedlerhof im östlichen Oberstedten, wo sie noch heute die Landwirtschaft betreibt.